Optimal design: Übersicht

Definition

Eine Auf­ga­be fällt in den Bereich des opti­mal design, wenn sie die opti­ma­le Wahl von Pro­dukt­pa­ra­me­tern beinhal­tet. In Abgren­zung zu opti­mal con­trol und opti­mal esti­ma­ti­on wird dabei weni­ger Wert gelegt auf zeit­ver­än­der­li­che Sys­te­me und das Schät­zen unbe­kann­ter Zusammenhänge. 

Statt­des­sen sind die Fra­ge­stel­lun­gen weni­ger daten­ge­trie­ben und mehr abge­schlos­se­ner, prä-ana­ly­ti­scher Natur: Gege­ben kon­kre­te Infor­ma­tio­nen betref­fen das Ziel des Design­vor­ha­bens, wel­che Wahl von Para­me­tern maxi­miert den Erfolg des mit sol­chen Para­me­tern aus­ge­stat­te­ten Produktes?

Einsatzbereich

Dabei kann es sich bei einem sol­chen Pro­dukt sowohl  um ein phy­si­sches Objekt han­deln als auch um zeit­mi­ni­mie­ren­de Ablauf­plä­ne oder um maxi­mal­ef­fi­zi­en­te Expe­ri­ment­kon­fi­gu­ra­tio­nen, Trans­port­rou­ten, Res­sour­cen­al­lo­ka­tio­nen, oder Netz­werk­de­signs. Die­se Lis­te gibt einen grob unvoll­stän­di­gen Überblick.

Die Anwen­dun­gen sind enorm viel­fäl­tig und ver­fü­gen oft über eine direk­te betriebs­wirt­schaft­li­che Kom­po­nen­te. Dies ist ent­wick­lungs­ge­schicht­li­chen Hin­ter­grün­den geschul­det und der Tat­sa­che, dass Zeit­auf­wand und Kos­ten sich unmit­tel­bar auf­drän­gen­de und ein­fach zu inter­pre­tie­ren­de Erfolgs­mas­se sind, deren Mini­mie­rung von all­ge­mei­nem Inter­es­se ist. In sei­ner all­ge­meins­ten Form

$$ \begin{align} \min_{x\in D} ~~~& f(x) \end{align}$$

jedoch inklu­diert das opti­mal design die Opti­mie­rung von z.B. Unsi­cher­hei­ten, Sta­bi­li­täts- und Fle­xi­bi­li­täts­mas­sen, phy­si­ka­li­schen aber auch psy­cho­lo­gi­schen Kenn­zah­len und belie­bi­gen sons­ti­gen Pro­dukt­wir­kun­gen. Je all­ge­mei­ner jedoch die Funk­ti­on, umso weni­ger Zusatz­struk­tur kann genutzt wer­den, um den Lösungs­pro­zess zu vereinfachen.

Beispiel

Ein Volu­men \(V\) soll in einer Box ver­packt wer­den. Je nach Dimen­sio­nie­rung der Sei­ten­län­gen der Box wird dazu ver­schie­den viel Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al benö­tigt. Das Opti­mie­rungs­pro­blem lau­tet dann

$$ \begin{align} \min_{x_1, x_2, x_3} ~~~& F(x_1,x_2,x_3) \\ \text{s.t.} ~~~&x_1x_2x_3=V \end{align}$$

wobei \(F(x_1,x_2,x_3)=2[x_1x_2+x_2x_3+x_3x_1]\) die Flä­che der Box ist und somit den Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al­ver­brauch quan­ti­fi­ziert. Die­ses Pro­blem lässt sich leicht von Hand lösen.

Abbil­dung 1: Pro­blem­skiz­ze des Mate­ri­al­mi­ni­mie­rungs­pro­b­le­mes (a) und Illus­tra­ti­on des Mate­ri­al­ver­brauchs für ver­schie­de­ne Ver­pa­ckungs­di­men­sio­nen (b). Der gerings­te Ver­brauch beträgt 6\(m^2\) und wird für eine kubi­sche Box mit \(x_1=x_2=x_3=1m\) erreicht.

Wer­den die unsin­ni­gen Grenz­fäl­le \(x_k=0, k=1, 2, 3\) und \(V=0\) aus­ge­schlos­sen, dann kann die Neben­be­din­gung umge­wan­delt wer­den zu der Glei­chung \(x_3=(x_1x_2)^{-1}V\). Das Mini­mum wird erreicht, wenn \(\nabla F =0 \), also

$$\begin{bmatrix} \frac{\partial}{ \partial x_1} F \\ \frac{\partial}{\partial x_2} F \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} 2 x_2 — \frac{V}{x_1^2} \\ 2x_1- \frac{V}{x_2^2} \end{bmatrix} = \begin{bmatrix} 0 \\ 0 \end{bmatrix} $$

Das ist genau dann der Fall, wenn \(x_1^2x_2=x_2^2x_1=V\) und somit \(x_1=x_2=(x_1x_2)^{-1}V=x_3\). Das impli­ziert direkt \(x_1=x_2=x_3 =V^{1/3}\), sodass die opti­ma­le Lösung in der Wahl einer kubi­schen Ver­pa­ckung liegt. In der Rea­li­tät müs­sen natür­lich noch wei­te­re Bedin­gun­gen berück­sich­tigt wer­den: Transport‑, Lager, und Fabri­ka­ti­ons­fä­hig­keit der Ver­pa­ckung hin­aus­lau­fend auf Grös­sen­be­schrän­kun­gen sowie die Kos­ten des gesam­ten Fabri­ka­ti­ons­pro­zes­ses und nicht nur des Ver­pa­ckug­ns­ma­te­ria­les. Es ent­steht dann ein geo­me­tri­sches pro­gramm, des­sen Lösung nicht mehr offen­sicht­lich ist.

Problemklassen

Über­ra­schend vie­le pra­xis­re­le­van­te Auf­ga­ben­stel­lun­gen las­sen sich als sta­ti­sches Design­pro­blem for­mu­lie­ren. Dies beinhal­tet auch eini­ge mit expli­zi­ter Zeit­ab­hän­gig­keit. Wir beschrän­ken uns im fol­gen­den auf Pro­ble­me, für die zuver­läs­si­ge Lösungs­al­go­rith­men ver­füg­bar sind. Die­se nicht abschlies­sen­de Pro­blem­klas­sen­über­sicht schliesst eini­ge inter­es­san­te nicht­l­li­nea­re Pro­ble­me aus, die zwar nicht ins Sche­ma pas­sen, sich aber trotz­dem mit glo­ba­len Opti­mie­rungs­heu­ris­ti­ken und einem an  hand­ar­beit lösen lassen.

Experimentendesign

Beim Expe­ri­ment­ende­sign geht es dar­um, Ein­zel­ex­pe­ri­men­te zu einer maxi­mal wirk­sa­men Kom­bi­na­ti­on anzu­ord­nen. Dabei mag das Ziel die Detek­tier­bar­keit einer bestimm­ten Kenn­grös­se sein oder die Mini­mie­rung der Unsi­cher­hei­ten der Aus­sa­gen, die aus der Expe­ri­men­ten­kom­bi­na­ti­on abge­lei­tet wer­den können.

Neben­be­din­gun­gen beschrän­ken die für die Expe­ri­men­te zur Ver­fü­gung ste­hen­den Res­sour­cen oder die Gleich­zei­tig­keit der Ver­suchs­durch­füh­rung. Die Pro­duk­te die­ser Opti­mie­rung sind unsi­cher­heits­mi­ni­mie­ren­de Experimentenkombinationen.

Ablaufplanung

Ein Ablauf­plan wird dazu ver­wen­det, die Rei­hen­fol­ge und Bear­bei­tungs-ver­ant­wort­lich­keit von Auf­ga­ben fest­zu­le­gen. Ein typi­sches Bei­spiel ist die Maschi­nen­be­le­gungs­pla­nung: Diver­se Roh­stof­fe müs­sen von Maschi­nen in Pro­duk­te umge­wan­delt werden.

Dabei erle­di­gen ver­schie­de­ne Maschi­nen ver­schie­de­ne Arbeits­schrit­te in unter­schied­li­cher Geschwin­dig­keit und es ist eine Arbeits­ab­fol­ge so zu fin­den, dass sämt­li­che Dead­lines ein­ge­hal­ten wer­den und die Gesamt­be­ar­bei­tungs­dau­er mini­miert wird. Die mathe­ma­tisch opti­ma­le Ablauf­pla­nung ist der gros­se Bru­der der ad-hoc Pla­nung mit Gantt Dia­gram­men. Die Pro­duk­te die­ser Opti­mie­run­gen sind zeit­mi­ni­mie­ren­de Ablaufpläne.

Transport und Ressourcenallokation

Das tra­vel­ling sales­per­son Pro­blem ist eines der ältes­ten und offen­sicht­lichs­ten Logis­tik­pro­ble­me. Eine vor­ge­ge­be­ne Men­ge von Orten soll besucht wer­den in einer Sequenz, die die Gesamt­dau­er der Rei­se mini­miert. Das Pro­blem ist bewie­se­ner­mas­sen eines der schwie­rigs­ten mathe­ma­ti­schen Probleme.

Trotz­dem exis­tie­ren Algo­rith­men, die zuver­läs­sig selbst noch kom­pli­zier­te­re Trans­port­pro­ble­me mit diver­sen Orten, Gütern, Lie­fer­ka­pa­zi­tä­ten, und Rand­be­din­gun­gen lösen kön­nen. Die Pro­duk­te die­ser Opti­mie­run­gen sind kos­ten­mi­ni­mie­ren­de Transportrouten.

Topologie- und Netzwerkdesign

Netz­wer­de und deren topo­lo­gi­sche Eigen­schaf­ten spie­len eine gros­se Rol­le in der mathe­ma­ti­schen Model­lie­rung von Nach­bar­schafts­zu­sam­men­hän­gen. Sie sind wich­tig für die Dar­stel­lung von Sach­ver­hal­ten betref­fend etwa den Fluss von Gütern, Kräf­ten, oder logi­schen Zusammenhängen. 

Da Netz­wer­ke häu­fig den for­ma­len Rah­men für die in einem Opti­mie­rungs­pro­blem auf­tre­ten­den Rand­be­din­gun­gen stel­len, garan­tiert deren opti­ma­les Design sinn­vol­les Ver­hal­ten der in die­sem netz­werk flies­sen­den Entitäten.

Praktisches

Je nach genau­er Pro­blem­for­mu­lie­rung und Neben­be­din­gun­gen ist eine Lösung der obi­gen Opti­mie­rungs­pro­ble­me ein­fach bis umög­lich. Man­che Trans­port- und Ablauf­plä­ne las­sen sich als linea­res Pro­gramm schrei­ben und sind dem­nach unpro­ble­ma­tisch, wäh­rend Expe­ri­ment­ende­sign in der Regel auf semi­de­fi­ni­te Pro­gram­mie­rung hin­aus­läuft und damit  nume­risch anspruchs­vol­ler doch noch immer zuver­läs­sig lös­bar ist.

Sobald jedoch logi­sche Beschrän­kun­gen und dis­kre­te Objek­te auf­tre­ten, muss gemischt-ganz­zah­li­ge Opti­mie­rung betrie­ben wer­den. Dann kön­nen kei­ner­lei Kon­ver­genz­ga­ran­tien aus­ge­spro­chen wer­den . Lei­der ist dies häu­fig der Fall, sobald nicht­tri­via­le Neben­be­din­gun­gen berück­sich­tigt wer­den müs­sen. Die gros­se Men­ge logis­ti­scher Lite­ra­tur ist den­noch ein Zei­chen für die prak­ti­schen Erfol­ge und die Wirk­sam­keit der Herangehensweise.

Code

Bei­spiel­code: OD_product_packaging.py in unse­rem Tuto­ri­al­fol­der